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Pachamama

Ein österreichischer Biobauer, in Bergschuhen, der wie ein Indio aussieht. Ein Q’ero-Indianer, barfuß, der wie ein Reisender durch alle Kulturen wirkt. Noch ein Q’ero-Indianer, barfuß, doch er deklariert sich als Andenbewohner, mit handgewebtem Poncho und Zipfelmütze mit buntem Pompon. Eine Frau, barfuß, im weichen langen Rock einer Weltenbummlerin. Ein Hund, der ins Bild hechelt. Und ein bunter Teppich in der Mitte mit allerlei Utensilien: große Muscheln, Ketten, eine Bierflasche. Wir lernen gerade, was uns erwartet.

Ich nehme an einem Despacho, einem Dankesritual für Pachamama – Mutter Erde – sowie diverse Naturgeister teil. Reinhard, der Biobauer, hat Ivan und Victor, die peruanischen Indianer, an seinen Hof in Niederösterreich geholt. Achtzig Menschen sind gekommen, um am Ritual teilzunehmen: Freunde, Bekannte, Dorfbewohner.

Ich bin der Fotograf. Ich stehe vor einer Herausforderung: Wie halte ich diese Neugier und diese Skepsis fest, die da in der Luft liegt? Diese Vorfreude auf ein schamanisches Ritual, und dieses Misstrauen gegenüber Geisterbeschwörern?

Es beginnt. Victor steht auf, er hält zwei Becher in der Hand, Ivan sitzt daneben. Ich mache meine Fotos. Ich will die Zeremonie festhalten. Erst als ich das Foto später studiere, sehe ich, was ich noch alles dokumentiert habe: Menschen mit ihren Gefühlen. Ganz links ein zerknautschtes Gesicht, das sich abwendet. Dann drei Männer – ist ihr Blick abwartend, ablehnend, abwertend? Rechts auf der Bank ein junger Mann, der in sich versunken scheint. Ganz rechts ein Mann, der neugierig schaut, mit einer Spur von Zweifeln. Doch diese Worte sind spekulativ. Das Foto dokumentiert, doch was genau es dokumentiert, welche inneren Seelenzustände, das wissen wir nicht.

Ivan steht auf. Er hält drei Cocablätter in der rechten Hand und zeigt sie in die Runde. Der junge Mann, der vorher so traumverloren schien, ist nun ganz aufmerksam.

Die Cocablätter werden mit anderen Opfergaben – etwa einem Maiskorn, einem Silberblättchen und einem Papier, auf das wir vorher drei Wünsche geschrieben haben – zu einem winzigen Päckchen, einem ‚Despacho‘, geschnürt. Anschließend verteilen die Schamanen die Opfergabe. Andächtig nehmen wir sie entgegen. Ein bisschen wie die heilige Kommunion in der Kirche.

Noch eine Ähnlichkeit zum christlichen Abendmahlritual gibt es: Jeder von uns erhält einen Becher – die Frauen bekommen Rotwein, die Männer Bier. Die Hälfte davon schütten wir auf die Erde, als Opfer an Pachamama, die andere Hälfte trinken wir. Das habe ich nicht fotografisch festgehalten. Ich habe mich kurz als Dokumentarist des Rituals ausgeklinkt, ich wollte einfach nur teilnehmen.

Noch eine Ähnlichkeit zum christlichen Abendmahlritual gibt es: Jeder von uns erhält einen Becher – die Frauen bekommen Rotwein, die Männer Bier. Die Hälfte davon schütten wir auf die Erde, als Opfer an Pachamama, die andere Hälfte trinken wir. Das habe ich nicht fotografisch festgehalten. Ich habe mich kurz als Dokumentarist des Rituals ausgeklinkt, ich wollte einfach nur teilnehmen.

Als es ganz dunkel ist, wird das Feuer entzündet. Victor übergibt das Despacho dem Feuer. Wir schließen dabei die Augen und wenden uns ab, um Pachamama nicht zu stören. Dann stehen wir andächtig rund ums Feuer. Ein Paar umarmt sich.

 

 

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